Wir empfehlen vor dem Lesen dieses Kapitels das Lesen des Kapitels Arbeitsweise und Nachvollziehbarkeit der Berechnung von Prognosen.
Allgemeines zu Bandbreiten finden Sie im Skriptum Bandbreite der Kostenprognosen von Hochbauprojekten.
Erfahrungsgemäß werden Bandbreiten „oft zu gering angesetzt“, machen Sie diesen Fehler nicht.
Die Entwicklung der Bandbreiten über den Projektverlauf ergibt einen Kostentrichter. Dieser lässt sich z.B. wie in der folgenden Skizze darstellen:
Darf eine angegeben Höchstgrenze der Kosten als Vertragswert keinesfalls überschritten werden? Dann muss die Kostenschätzung samt Bandbreite immer UNTER dieser Grenze liegen!
Grundsätzlich sind in Valerio die Bandbreiten Plus und Minus als gleich voreingestellt. Sie können in Valerio aber für jedes Projekt auch asyemtrische Bandbreite einstellen. Wie das funktioniert lesen Sie im Kapitel Projekteinstellungen Bandbreite.
Bei allen Projekten sollte eine schrittweise Reduktion der Bandbreite im Projektverlauf bis zur Kostenfeststellung erfolgen. In Valerio ist dies einfach umsetzbar und kann auch nachträglich nachverfolgt werden. Deshalb ist in Valerio auch bei allen Dateneingeben auch Gültigkeitsdatum einzugeben. (Anmerkung: Zu Berechnung der aktuellen Prognose ist technisch kein Gültigkeitsdatum notwendig, aber eine Nachvollziehbarkeit über den Projektverlauf ohne Datumseingaben ist nachträglich nicht mehr möglich).
Es gibt erst mit der ÖNORM B 1801-1 : 2021-02-01 eine normative Grundlage für die Bandbreiten von Kostenprognosen. Diese ist aus Sicht des Verfassers und der Kammer der Architekten und Ingenieurkonsulenten jedoch als zu eng eingeschätzt und ist technisch nicht erzielbar.
Selbst bei völlig abgeschlossener Ausführungsplanung und 100% Leistungserfassung kann die Bandbreite eines Kostenanschlages nicht enger sein als die zu erwartende Bieterstreuung bei einem ordnungsgemässen Verfahren.
Hier soll aber keine Diskussion über Angemessenheit von Bandbreiten geführt werden sondern hier gibt es nur die Beschreibung, wie Bandbreiten in Valerio umgesetzt werden können.
Die Risikoeinschätzung bzw. die Genauigkeit der erfassten Daten erfolgt die Projektverantwortlichen! Valerio errechnet „nur“ die aus den eingegebenen Risikoeinschätzungen resultierenden Bandbreiten.
In Valerio kann bei der Erfassung von Teilgewerken, geplanten Aufträgen, Mehr/Minderkosten, Aufträgen, Leistungsänderungen, Nachtragsaufträgen und Rechnungen jeweils eine Risikoeinschätzung vorgenommen werden.
z.B.: Risikofestlegung bei Teilgewerke:
z.B.: Risikofestlegung bei Aufträgen:
Es erscheint jeweils ein Fenster mit den vordefinierten Risikoeinschätzungen, wobei die %-Zahl relevant ist und übernommen wird.
Jeder so festgelegte Risikobetrag bildet eine symmetrische Bandbreite, kann aber entweder nur für den Plus-Bereich oder nur für den Minus-Bereich oder auch für beide manuell mit einem fixen Betrag überschrieben werden. Klicken Sie dazu jeweils auf der „+“-Symbol neben der Spalte/dem Feld „+ Betrag“ bzw. „- Betrag“ und berechnen Sie oder geben Sie in dem sich öffnenden Rechendokument einen Absolut-Betrag ein.
Sollte bei dem Ausdruck der Kostenqualitäten die Gesamtprognose über der Summe der einzelnen Kostenqualitäten liegen, wurde an einer oder mehreren Stellen vergessen die Kostenqualitäten und damit die Bandbreite einzutragen.
Um die fehlenden Kostenqualitäten schneller und einfacher zu finden, gibt es das Druckformular „Kostenprogn. Kostenlevel 07.2 Kostenprognose mit Kostenqualitäten“. Dieses ist im Bereich Kosten unter den Projektdetails und Drucken, dort muss dieses Druckformular unter Formular Kostenkontrolle ausgewählt werden, zu finden.
Im Ausdruck sieht man in der Spalte „Bandbreite EUR“ die eingetragene Kostenqualität, sollte hier nichts vermerkt sein wurde dieser Stelle keine zugeordnet und muss ergänzt werden.
Wurden alle Kostenqualitäten eingetragen, sollte, in der Grafik mit den Kostenqualitäten, die Gesamtprognose gleich der Summe der einzelnen Kostenqualitäten sein.
Beim Berechnung der Prognose ermittelt Valerio auf Grundlage der erfasstes Risikoeinschätzungen ein Gesamtrisiko sowohl den Plus-Betrag als auch den Minus Betrag, also die Bandbreite.
Diese Berechnung soll an Hand von Beispielen, in denen verschiedene Szenarien durchgespielt werden, näher erläutert werden.
Diese Beispiele gibt es einerseits als Excel-Tabelle zum Download, wo der Rechenweg nachvollzogen werden kann, und andererseits als Ausdrucke der Kostenkontrolle in PDF-Form (Download Beispiele). Die Beispiele entstammen alle dem Projekt „Berechnung Bandbreiten“ (SIM-BANDBREN00__), welches in der Valerio-GKS Version (zum Download der Valerio-GKS Version) enthalten ist. Auch dort können die Beispiele verglichen werden. Ingesamt gibt es 20 Beispiele. Ein Auszug vom Beispiel 1 bzw. Beispiel 6 soll zeigen, wie die Beispiele aufgebaut sind und funktionieren:
Nur Kostenschätzung aus mehreren Teilgewerken;
Ein Auftrag über 60% des Budgets, 40% der Leistung sind noch zu vergeben, der Auftrag über 60% der Leistung umfasst allerdings 80% des Budgets. Erste Rechnung unterhalb des Auftrages, zweite Rechnung oberhalb des Auftrages, kein Zusatzauftrag, MM-Kosten vorhanden mit Risiko final
Die Excel-Tabelle mit allen Beispielen und den erläuterten Valerio-Ausdrucken können Sie hier downloaden.
Folgende Szenarien sind in der Beispielsammlung enthalten:
01 Nur Kostenschätzung aus mehreren Teilgewerken
02 EIN Auftrag über das gesamte Budget, keine weiteren Leistungen sind zu vergeben.
03 Ein Auftrag über 60% der Leistung aber 80% der Budgets. , 40% der Leistung sind noch zu vergeben, der Auftrag über 60% der Leistung umfasst allerdings 80% des Budgets. Mist! :)
04 Ein Auftrag über 60% der Leistung aber 80% des Budgets, 1 Rechnung mit 30% des Auftrages, 40% der Leistung sind noch zu vergeben, der Auftrag über 60% der Leistung umfasst allerdings 80% des Budgets. Erste Rechnung unterhalb des Auftrages.
05 Ein Auftrag über 60% der Leistung, 80% des Budgets, 2.AR grösser als Auftrag, 40% der Leistung sind noch zu vergeben, der Auftrag über 60% der Leistung umfasst allerdings 80% des Budgets. Erste Rechnung unterhalb des Auftrages, zweite Rechnung oberhalb des Auftrages, kein Zusatzauftrag, MM-Kosten als Einschätzung der ÖBA vorhanden.
06 Auftrag über 60% der Leistung, 80% des Budgets, AR mit 120% über Auftrag, kein Zusatzauftrag, Einschätzung der ÖBA als MMK über AR, Risiko vertraglich gedeckelt. 40% der Leistung sind noch zu vergeben, der Auftrag über 60% der Leistung umfasst allerdings 80% des Budgets. Erste Rechnung unterhalb des Auftrages, zweite Rechnung oberhalb des Auftrages mit 120%, kein Zusatzauftrag, MM-Kosten als Einschätzung der SR durch die ÖBA vorhanden und grösser als 2.AR, Restrisiko vertraglich geregelt (final risk).
07 Ein Auftrag über 60% der Leistung, 80% der Budgets. RR vorhanden, kein Zusatzauftrag, MM-Kosten der ÖBA vorhanden. 40% der Leistung sind noch zu vergeben, der Auftrag über 60% der Leistung umfasst allerdings 80% des Budgets. Es sind keine AR vorhanden, nur eine RR, kein Zusatzauftrag, MM-Kosten als Einschätzung der ÖBA vorhanden, KEIN final risk vorhanden.
08 Auftrag über 60% der Leistung, 80% des Budgets, keine AR, RR > Auftrag, kein Zusatzauftrag, MM-Kosten der ÖBA vorhanden > Leistung, final risk vorhanden. 40% der Leistung sind noch zu vergeben, der Auftrag über 60% der Leistung umfasst allerdings 80% des Budgets. Keine AR vorhanden, allerdings wird die vorhandene RR den Auftrag übersteigen, es gibt noch keinen Zusatzauftrag, die Einschätzung der ÖBA als MM-Kosten liegt ÜBER der dzt. Leistung aus Auftrag + RR, es gibt eine Vertragsvereinbarung zur Limitierung der Bandbreite als final risk.
09 Ein Auftrag über 60% des Budgets, 40% der Leistung sind noch zu vergeben, der Auftrag über 60% der Leistung umfasst allerdings 80% des Budgets. Erste Rechnung unterhalb des Auftrages, zweite Rechnung oberhalb des Auftrages, zusätzliche RR, kein Zusatzauftrag, MM-Kosten vorhanden
10 Ein Auftrag über 60% des Budgets, 40% der Leistung sind noch zu vergeben, der Auftrag über 60% der Leistung umfasst allerdings 80% des Budgets. Erste Rechnung unterhalb des Auftrages, zweite Rechnung oberhalb des Auftrages, zusätzliche RR, kein Zusatzauftrag, MM-Kosten vorhanden mit final risk
11 Ein Auftrag über 60% des Budgets, 40% der Leistung sind noch zu vergeben, der Auftrag über 60% der Leistung umfasst allerdings 80% des Budgets. Keine AR, nur RR über Auftragssumme, kein Zusatzauftrag, MM-Kosten vorhanden
12 Ein Auftrag über 60% des Budgets, 40% der Leistung sind noch zu vergeben, der Auftrag über 60% der Leistung umfasst allerdings 80% des Budgets. Keine AR, nur RR über Auftragssumme, kein Zusatzauftrag, MM-Kosten vorhanden mit final risk
13 Ein Auftrag über 60% des Budgets, 40% der Leistung sind noch zu vergeben, der Auftrag über 60% der Leistung umfasst allerdings 80% des Budgets. Erste Rechnung unterhalb des Auftrages, zweite Rechnung oberhalb des Auftrages, zusätzliche RR, kein Zusatzauftrag, MM-Kosten vorhanden
14 Ein Auftrag über 60% des Budgets, 40% der Leistung sind noch zu vergeben, der Auftrag über 60% der Leistung umfasst allerdings 80% des Budgets. Erste Rechnung unterhalb des Auftrages, zweite Rechnung oberhalb des Auftrages, zusätzliche RR, kein Zusatzauftrag, MM-Kosten vorhanden mit final risk
15 Ein Auftrag über 60% des Budgets, 40% der Leistung sind noch zu vergeben, der Auftrag über 60% der Leistung umfasst allerdings 80% des Budgets. Erste Rechnung unterhalb des Auftrages, zweite Rechnung oberhalb des Auftrages, zusätzliche RR, zusammen größer Auftrag, kein Zusatzauftrag, MM-Kosten vorhanden
16 Ein Auftrag über 60% des Budgets, 40% der Leistung sind noch zu vergeben, der Auftrag über 60% der Leistung umfasst allerdings 80% des Budgets. SR vorhanden, zusätzliche RR, zusammen größer Auftrag, kein Zusatzauftrag, MM-Kosten vorhanden
17 Ein Auftrag über 60% des Budgets, 40% der Leistung sind noch zu vergeben, der Auftrag über 60% der Leistung umfasst allerdings 80% des Budgets. SR vorhanden, zusätzliche RR, zusammen größer Auftrag, kein Zusatzauftrag, MM-Kosten vorhanden mit final risk
Bei Abschlagsrechnungen ermittelt Valerio das verbleibende Risiko anteilig am Betrag der noch ausstehenden und zu erbringenden Leistung des Auftrags.
Hinweis: Ein bei einer Abschlagsrechnung erfasstes Risiko fließt in keinem Fall bei der Berechnung der Prognose ein (stattdessen wird das Auftragsrisiko anteilig an der noch ausstehenden Leistung berücksichtigt), ein bei einer Regierechnung oder Schlussrechnung erfasstes Risiko hingegen schon.
Das mit einem Auftrag verbundene Risiko wird in Valerio bei der Auftragserfassung erstmalig festgelegt (vgl. Risikobewertung bei Aufträgen). Ändert sich diese Risikoeinschätzung und kommt es zu Neubewertung des Auftragsrisikos, so ist nicht die Rikisko-Bewertung bei der Auftragserfassung zu ändern, sondern so ist die Änderung der Risikoeinschätzung über Mehr/Minderkosten vorzunehmen (vgl. Erfassung von Mehr/Minderkosten). Beachten Sie dabei, dass in Valerio der Betrag für des Risikos für die Auftragsprognose anteilig mit jeder Rechnung abnimmt, und es dadurch mit Fortschreiten der Abrechnung automatisch zu einer Reduktion des Risikos kommt.
Beispiel für die Änderung der Risikoeinschätzung eines Auftrags mittels Mehr-/Minderkosten.
Es gibt in Valerio bei Aufträgen die Möglichkeit, alle vorangegangenen Risiko-Einschätzungen durch eine neue, endgültige Risiko-Einschätzung zu ersetzen. Ein solches „finales Risiko“ lässt sich bei den Mehr-/Minderkosten bestimmen, indem dort in der Spalte „Risiko final“ ein Häkchen gesetzt wird.
Im Ausdruck der Kostenkontrolle wird, wenn ein finales Risiko gesetzt wurde, in der Spalte „Bandbreite %„ links neben dem Prozentsatz eine „1“ ausgegeben.
Folgende weitere Kapitel dieses Webmanual sind verfügbar:
Kapitel Zuschlag für Planungsstand: NICHT ERFASSTES
Kapitel Zuschlag für Projektrisiko: NICHT ERFASSBARES
Kapitel Projektänderungen/Leistungsänderungen
Kapitel Erfassung von zusätzlichen Mehr/Minderkosten
Kapitel Projektverlauf auf der Zeitachse zur Darstellung der Bandbreiten und des Kostentrichters im Projektverlauf