====== Zuschlag für Projektrisiko: NICHT ERFASSBARES ====== In jeder Kostenprognose sollte es **zwei getrennt voneinander zu führende Zuschläge** für Risiken geben: Zuschlag für **NICHT ERFASSTES**, also für die bislang **noch NICHT VORGENOMMENE PLANUNGSSCHRITTE**. \\ Dieser Zuschlag nimmt bis zum **Planungsende** ab und beträgt bei **abgeschlossener Planung NULL**. \\ Dieses Risiko ist durch die **erforderlichen Planungsleistungen** abzudecken. * für noch **nicht durchgeführte Planungsleistungen** sind **Qualitäten**, **Quanitäten** und **Termine** noch abzuklären und haben daher eine **höhere Bandbreite** in der **Kostenauswirkungen**. Zuschlag für **NICHT ERFASSBARES**, also für das noch bestehende **PROJEKTRISIKO**. \\ Dieser Zuschlag nimmt bis zum **Projektende** ab und beträgt bei **abgeschlossener Bauführung NULL**. \\ Dieses Risiko ist wie folgt eingrenzbar bzw auflösbar: * Durchführung von **Bauteilerkundungen** und **Sondagen** zur Klärung der **technischen Risiken** * Eindeutige **Vorgabe** der **Projekt-Zielsetzungen** zur Anklärung von möglichen **Nutzerwünschen** in der Sphäre des AG * **Behördenabstimmungen** zur Klärung möglicher **behördliche Ermessensräume** * **Wirtschaftliche Risiken** aus der in der Zukunft liegenden **Marktsituation** und damit für den **Bieterkreis** {{:20-01-29_kostenaufteilung-projektrisiko.png|Kostenaufteilung mit PROJEKTRISIKO}} ===== Erfahrungswerte Büro SIMLINGER ===== Wir setzen in meinem Büro folgende **Zuschläge** ein, die sich bei unserer **Arbeitsweise bewährt** haben. \\ Bitte übernehmen Sie diese Werte nicht ungeprüft, da sie stark mit der Planungsintensität zusammenhängen! Für ein **Umbauprojekt**, bei dem **keine Sondagen möglich** sind, Art und Alter des Bauwerks jedoch **Überraschungen erwarten lassen**, setzten wir bis ca. **30% Zuschlag als Projektrisiko** an. \\ Mit der **Durchführung von Sondagen**, Vorliegen von plausiblen Plänen etc, können die **Zuschläge gezielt reduziert** werden. \\ Wir führen diese **Zuschlage auf max. ca. 10% herunter** und lösen diesen Zuschlag bis zum Abschluss der relevanten Massnahmen auf Null auf. Meist ist der **Zeitpunkt zur Auflösung des Projektrisikos** der * **Abschluss** der **Abbrucharbeiten**, der * **Freilegung** der **statisch relevanten Bereiche** * **Abschluss der Entfernung der zu erneuernden Oberflächen** (Böden samt Beschüttung - Hausschwamm (!), Abbruch der Putzflächen, Abbruch der Verrohrungen und Installationen) **Klassiker der Projektrisiken** sind: * Fundamenttiefen im Vergleich zu Abrechnungsplänen, * Kontaminiertes Material bei Aushubarbeiten, * Mauerwerksfehlstellen nach Installationsarbeiten, Bombentreffern und illegalen Umbauten, * Schäden in Holztragwerken nach Löschwassereintritten, * abgemorschte Holzschliessen und Tramköpfe unter illegalen Badezimmereinbauten, * undichte Kamine, undichte Lüftungsleitungen, Asbest, * abmehlende Ziegelnasen bei Innenverstrich * abgemorschte Dachlattung bei Schalung und fehlender Konterlattung bzw. zu geringer Durchlüftung, * Taupunkt in mangelhafter Wärmedämmung (Schimmel, Frostschäden), * Korrodierte Fassadenbefestigungen, * mangelhafte Brandabschnitte in Zwischendecken und Geschossabsschlüssen, * E-Leitungen in luftführenden Kanälen (Brandlast!) ===== BERECHNUNGSMETHODE ===== Die **Zuschläge** für „**Nicht Erfasstes**“ und „**Nicht Erfassbares**“ werden wie folgt angesetzt: **Grundaufteilung** anhand der **ABC-Analyse** \\ Aufbauend auf der **ABC-Analyse** die Umsetzung in Valerio mit Beachtung folgender Hinweise: - Sämtliche Massen-und Kostenansätze für Gewerke werden grundsätzlich **OHNE zahlenmässige Zuschläge** zu den **errechneten** Werten erfasst, um die Nachvollziehbarkeit zu erhalten. - Dazu wird in jedem Gewerk individuell der Ansatz der „**Nicht erfassten Massnahmen**“ mit einem prozentuellen Zuschlag versehen. - Dieser nimmt bei Vorliegen genauerer Berechnungen nachvollziehbar (Datum, Reduktion) ab. Bei den Kostenstellen eines Projektes werden die zu erwartenden Gewerke angeführt. \\ Soweit bekannt und ermittelbar (technisch oder zeitlich) werden dort die Elemente und damit die Kosten erfasst. \\ Ebenso wird in der Kostenstelle „**RESERVE**“ ein Zuschlag für „**Nicht Erfasstes**“ für all jene Gewerke ermittelt, die noch nicht erfasst oder noch nicht berechnet werden konnten. \\ Dieser Zuschlag für „**Nicht Erfasstes**“ nimmt nachvollziehbar bei Vorliegen besserer Planungsgrundlagen ab. Der Zuschlag für das **PROJEKTRISIKO** wird ebenso in der Kostenstelle **„RESERVE“** für „**Nicht Erfassbares**“ angesetzt. Dieser Zuschlag für „**Nicht Erfassbares**“ nimmt nachvollziehbar bei Vorliegen besserer Projektkenntnis (=Bauablauf) ab. ---- ===== Mathematischer Rechenansatz ===== Ein durch eine Berechnung ermittelter Ansatz wird üblicherweise als Anteil an der Gesamtleistung angegeben. \\ Das heisst also, eine erfasste Leistung von zwei Drittel bedeutet noch ein Drittel nicht erfassten Leistung. \\ Dieses eine Drittel ist also als **Zuschlag 50 %** der bereits erfassten Leistung in Ansatz zu bringen. Die **Berechnung** erfolgt nach folgenden **Formeln**: \\ **A** = Erfasste Anteil in Prozent \\ **B** = noch nicht erfasste Anteil in Prozent \\ **A + B = 100%** die Anteile A und B stellen die Gesamtleistung dar \\ **B = 100% - A** \\ **f = B / A** Faktor **f**, mit dem **A** zu multiplizieren ist, um die **Gesamtmenge** zu erhalten. \\ {{:anteil-nicht-erfasstes.png|}}