===== Arbeitsweise und Nachvollziehbarkeit der Berechnung der Prognose ===== Auf dieser Seite erhalten Sie Informationen zur Ermittlung der Kostenprognose für jeden Auftrag - [[#kein_auftrag_vorhandenprognose_schaetzung|Kein Auftrag vorhanden: PROGNOSE = Schätzung]] - [[#auftrag_vorhanden_noch_keine_rechnungenprognose_auftragsstand|Auftrag vorhanden, noch keine Rechnungen: PROGNOSE = Auftragsstand]] - [[#auftraege_ueber_teile_der_kostenstelle_vorhanden_noch_keine_leistungenprognose_auftrag_noch_zu_vergebende_leistung|Aufträge über Teile der Kostenstelle vorhanden, noch keine Leistungen: PROGNOSE = Auftrag + noch zu vergebende Leistung]] - [[#darstellung_der_zahlungsfreigaben_von_abschlagsrechnungen_regierechnungen|Darstellung der Zahlungsfreigaben von Abschlagsrechnungen, Regierechnungen]] - [[#auftraege_vorhanden_leistungen_und_rechnungen_geringer_als_auftragswert_vorhandenprognose_auftrag_noch_zu_vergebende_leistung|Aufträge vorhanden, Leistungen und Rechnungen geringer als Auftragswert vorhanden: PROGNOSE = Auftrag + noch zu vergebende Leistung]] - [[#mehr_minderkosten_als_anpassungsmoeglichkeit_der_prognoseprognose_auftrag_mit_mehr_minderkosten_noch_zu_vergebende_leistungen|Mehr/Minderkosten als Anpassungsmöglichkeit der Prognose: PROGNOSE = Auftrag mit Mehr/Minderkosten + noch zu vergebende Leistungen]] - [[#auftraege_vorhanden_leistungen_und_rechnungen_hoeher_als_auftragswert_vorhandenprognose_anerkannte_leistung_noch_zu_vergebenden_leistungen|Aufträge vorhanden, Leistungen und Rechnungen höher als Auftragswert vorhanden: PROGNOSE = Anerkannte Leistung + noch zu vergebenden Leistungen]] - [[#auftraege_vorhanden_mit_schlussrechnungenprognose_schussrechnungen_regierechnungen_noch_zu_vergebende_leistungen|Aufträge vorhanden mit Schlussrechnungen: PROGNOSE = Schussrechnungen + Regierechnungen + noch zu vergebende Leistungen]] In folgendem, eigenen Kapitel wird die Ermittlung der Bandbreiten für Kostenprognosen erklärt: \\ [[bandbreiten-berechnungsmethodik|Arbeitsweise und Nachvollziehbarkeit der Berechnung der Bandbreiten von Prognosen]] \\ \\ Die **Ermittlung** der **Kostenprognose** erfolgt für **jeden Auftrag** nach den nachfolgenden **Rechenregeln**: ==== 1.) Kein Auftrag vorhanden: PROGNOSE = Schätzung ==== Solange in einer Kostenstelle **KEINE Aufträge** vorhanden sind, wird der Wert des **genehmigten Budgets** direkt in die **Prognose** genommen. \\ Die zu vergebende Leistung ist ident dem freigegebenen Budget und der Prognose. \\ \\ {{::prognose_berechnung.png|}} \\ Abweichungen davon gibt es nur, wenn Kosten intern von einer Kostenstelle in eine andere mit einer „**Änderungsevidenz**“ umgebucht wurden. \\ Dies trifft z.B. bei der **Reserve** zu, die **schrittweise aufgelöst** wird, ohne dass der Kostenstelle „**Reserve**“ jemals ein Auftrag zugeordnet wird. \\ In diesem Fall ist dann auch der Wert der zu vergebenden Leistungen niedriger, letztendlich Null. \\ Ein weiterer Grund ist wenn durch eine **Projektänderung** Kosten von einer Kostenstelle in die Reserve und von dort in eine andere Kostenstelle umgebucht werden. **VIDEO** als Ergänzung zu den **Vorlesungen an der TU Wien**: {{https://downloads.simlinger.com/valerio/VIDEOS/Kostenprognosen_Bandbreiten_4H00_2022-12-13-1200.mp4|Kostenprognosen Berechnung von Bandbreiten}} ==== 2.) Auftrag vorhanden, noch keine Rechnungen: PROGNOSE = Auftragsstand ==== \\ Dies ist die Vorschau der bereits **vergebenen Aufträge** in dieser Kostenstelle. \\ Wird die **gesamte** in der Kostenberechnung enthaltene **Leistung** in **EINEM Auftrag** vergeben, so verbleiben keine weiteren noch zu vergebenden Leistungen, somit entspricht die **Prognose** dem **Auftragstand**. \\ Im Beispiel unterhalb gibt es **keine** weiteren "**geplanten Aufträge**". \\ Die **Prognose** entspricht dem **Auftragsstand**. \\ \\ {{:prognose_auftragsstand.png|}} \\ Für die Zimmererleistungen wurden **ALLE Leistungen beauftragt**, daher: \\ **Noch zu vergebende Leistungen = NULL**. **VIDEO** als Ergänzung zu den **Vorlesungen an der TU Wien**: {{https://downloads.simlinger.com/valerio/VIDEOS/Kostenprognosen_Bandbreiten_4H21_2022-12-04-1700.mp4|Kostenprognosen Berechnung von Bandbreiten}} ==== 3.) Aufträge über Teile der Kostenstelle vorhanden, noch keine Leistungen: PROGNOSE = Auftrag + noch zu vergebende Leistung ==== Wurde nur **ein Teil** der im Budget enthaltenen Leistung **vergeben**, wird zur Ermittlung der **noch zu vergebenden Leistungen** KEINESFALLS der Auftragswert vom Budgetwert abgezogen, sondern immer der Anteil der beauftragten Leistungen am freigegebenen Budget berücksichtigt. \\ Die **geplanten Aufträge** decken jenen **Leistungsteil** der **Kostenberechnung** ab die noch **NICHT mit Aufträgen erfasst** wurden. \\ Wichtig ist, dass es sich hier um den Anteil der noch zu beauftragenden **LEISTUNGEN** handelt, nicht um die rechnerische Differenz zwischen Budget und erteiltem Auftragsstand. \\ Es ist also zunächst zu prüfen, mit welcher Höhe die zu beauftragenden Leistung im freigegebenen Budget enthalten sind, was nur mit einer **nachvollziehbaren Kostenberechnung** möglich ist. \\ Es geht um den **Leistungsanteil**, NICHT um den **Kostenanteil** am Budget. \\ {{:prognose_auftragsstannd_geplante_auftraege1.png?direct|Zum Vergrößern bitte klicken}} **Beispiel:** \\ **Budget** für Tischlerarbeiten (4H.32) netto **€ 10.000** \\ Ein **Drittel** der Leistungen wurde ausgeschrieben. \\ Diese Leistungen müssten mit **€ 5.000 beauftragt** werden. **Frage: **\\ Wie hoch sind die **noch zu beauftragenden Leistungen**, wie hoch ist die **Prognose**? **Rechengang**: \\ Der Anteil der beauftragten Leistungen beträgt ein Drittel des Budgets, daher € 3.333. \\ Die Leistungen mussten aber um € 5.000 eingekauft werden. \\ Dafür ist – unabhängig von der Ursache – jedenfalls eine Umbuchung aus der Reserve von netto € 1.667 vorzunehmen (Kostenausgleich wie kommunizierende Gefässe). Danach ist die **Ursache** für die **Kostendifferenz** zu hinterfragen, um die **Prognose zu schärfen**: **Erste Möglichkeit: **\\ War die eigene Kostenberechnung **zu optimistisch**, ist davon auszugehen, dass möglicherweise auch die beiden anderen Drittel zu **tief geschätzt** wurden. \\ Trifft das zu, sind zwei weitere Beträge von je 1.667 € aus der Reserve zu den Tischlerarbeiten zu buchen. In diesem Fall lautet das Ergebnis: \\ Budget € 10.000 \\ Auftragsstand € 5.000 \\ Noch zu vergebenden Leistungen: 2 mal € 3.333 lt Kostenberechnung + 2 mal € 1.667, da dieser Ansatz zu niedrig war, \\ Summe noch zu vergebenden Leistungen € 10.000. \\ Prognose € 15.000. \\ **Die Reserve musste um € 5.000 erleichtert werden.** **Zweite Möglichkeit:** \\ Die Kostenberechnung hat gestimmt, bloß war es aus **Gründen von Angebot und Nachfrage** (zu spät ausgeschrieben, zu geringe Angebotsfrist, sofortiger Einsatz erforderlich)** kein wirtschaftlich entsprechendes Angebot** zu bekommen. Wenn eine **Wiederholung ausgeschlossen** werden kann, lautet das Ergebnis: \\ Budget € 10.000 \\ Auftragsstand € 5.000 \\ Noch zu vergebenden Leistungen: 2 mal € 3.333 lt. Kostenberechnung, da dieser Ansatz haltbar ist, \\ Summe noch zu vergebenden Leistungen € 6.667. \\ Prognose € 11.667. \\ **Die Reserve musste um € 1.667 erleichtert werden.** **VIDEO** als Ergänzung zu den **Vorlesungen an der TU Wien**: {{https://downloads.simlinger.com/valerio/VIDEOS/Kostenprognosen_Bandbreiten_4H22_2022-12-04-1730.mp4|Kostenprognosen Berechnung von Bandbreiten}} ==== 4.) Darstellung der Zahlungsfreigaben von Abschlagsrechnungen, Regierechnungen: ==== Sobald **Abschlagsrechnungen** und/oder **Regierechnungen** geprüft wurden, werden diese den **Aufträgen zugeordnet** und damit in den entsprechenden Kostenstellen in den Spalten „**Anerkannte Leistung**“ (ohne Abzüge) und „**Zahlungen**“ (unter Abzug der vertraglichen Einbehalte und Abzüge sowie der Bauschadensrechnungen) angeführt. \\ {{:kostenkontrolle-1.png|}} ==== 5.) Aufträge vorhanden, Leistungen und Rechnungen geringer als Auftragswert vorhanden: PROGNOSE = Auftrag + noch zu vergebende Leistung ==== Solange die **anerkannte Leistung** von Abschlagsrechnungen und Regierechnungen eines Auftrages **geringer als der Auftragswert** ist, wird der **Auftragswert** in die Berechnung der **Prognose** berücksichtigt. \\ {{:kostenkontrolle-2.png?direct|Zum Vergrößern bitte klicken}} \\ Für **jede Kostenstelle** gilt daher: \\ Die **Prognose** ist die **Summe aller Auftragswerte** zuzüglich der **noch zu vergebenden Leistungen**. \\ Kommt noch ein **geplanter Auftrag** für eine **noch zu vergebenden Leistung** dazu, erhöht sich die Prognose entsprechend: \\ \\ {{:kostenkontrolle-3_mit_geplantem_auftrag.png?direct|Zum Vergrößern bitte klicken}} ==== 6.) Mehr/Minderkosten als Anpassungsmöglichkeit der Prognose: PROGNOSE = Auftrag mit Mehr/Minderkosten + noch zu vergebende Leistungen==== Sollte im **Zuge des Bauablaufes** jedoch bereits **absehbar** sein, dass ein Gewerk die eigenen **Auftragssumme** (einschliesslich aller Zusatzaufträge oder Minderaufträge) **über- oder unterschreiten wird**, hat die ÖBA die Möglichkeit, diesen Auftragsstand mit **Mehr/Minderkosten** anzuheben oder abzusenken und so in die **Prognose einfliessen** zu lassen. \\ Das hat den Sinn, dass die Prognose nicht ständig mit von beiden Vertragspartnern zu unterzeichnenden Zusatzaufträgen abgeändert werden muss, sondern auch abseits der Buchhaltung des AG die Prognose des Projekts angepasst werden kann. \\ Um die **Gesamt-Prognose** eines Projektes **konstant** zu halten, **kompensieren** wir die **Mehr/Minderkosten** durch **Umbuchungen** in oder aus der **Reserve**. \\ Ist dies **nicht mehr möglich**, **verändern** sich die **Prognosekosten** des Projektes. \\ {{:kostenkontrolle-4_mit_geplantem_auftrag_mmk.png|}} \\ Für **jede Kostenstelle** gilt daher in diesem Fall: \\ Die **Prognose** ist die Summe aller **Auftragswerte**, um die jeweiligen **Mehr/Minderkosten verändert**, zuzüglich der **noch zu vergebenden Leistungen**. \\ \\ Die **Auftrags-Prognose** kann durch **Mehr-Minderkosten** auch **unter** den Auftragsstand **abgesenkt** werden. \\ {{:kostenkontrolle-5_mit_geplantem_auftrag_2_mmk.png|}} ==== 7.) Aufträge vorhanden, Leistungen und Rechnungen höher als Auftragswert vorhanden: PROGNOSE = Anerkannte Leistung + noch zu vergebenden Leistungen==== Sobald die **anerkannte Leistung** eines Auftrages **höher als der Auftragswert** (mit Zusatzaufträgen und zuzügliche Mehr/Minderkosten) ist, wird bei der **Ermittlung der Prognose** für diesen Auftrag **der höhere Wert der anerkannten Leistung** (da offensichtlich richtiger) berücksichtigt. \\ {{:kostenkontrolle-6_leistung_hoeher_auftrag_2mmk.png|}} \\ Für **jede Kostenstelle** gilt daher in diesem Fall: \\ Die Prognose besteht aus Summe der **Aufträge** zuzüglich **Mehr-Minderkosten**, solange die **Anerkannte Leistung** niedriger ist als die Summe des Auftrages. \\ **Übersteigt** die **Anerkannte Leistung** die Summe des **Auftrages** zuzüglich **Mehr-Minderkosten**, wird die **Anerkannte Leistung** für die **Prognose** dieses Auftrages **herangezogen**. \\ \\ Die **Prognose** des **Projektes** ist die Summe **noch zu vergebenden Leistungen** und **aller Auftrags-Prognosen**.   ==== 8.) Aufträge vorhanden mit Schlussrechnungen: PROGNOSE = Schussrechnungen + Regierechnungen + noch zu vergebende Leistungen ==== Sobald ein Auftrag schlussgerechnet ist, wird die **Summe aus Schlussrechnung** und **Regierechnungen** in der **Prognose** berücksichtigt, **unabhängig** davon, wie hoch der **Auftragsstand** und die erfassten **Mehr/Minderkosten** sind. \\ Der **Auftragswert** samt **Mehr/Minderkosten** wird daher durch die **Schlussrechnung** samt **Regierechnungen** übersteuert. \\ Dies sind die ersten „Bausteine“ der angestrebten **Kostenfeststellung**. \\ Zudem werden die Zahlungen der **Schlussrechnungen** und **Regierechnungen** in der Spalte „**Abrechnung**“ unter Abzug der Vertragsbedingnisse und Bauschadensrechnungen dargestellt. \\ Die Werte der Spalte „**Abrechnung**“ sind also immer ein Anteil aus der Spalte „**Zahlungen**“ und geben Aufschluss darüber, wie weit eine Projektabrechnung bereits gediehen ist. \\ \\ {{:kostenkontrolle-7_sr_rr.png|}} \\ \\ Die **Prognose** ist also die **Summe alle Schlussrechnungen** und **Regierechnungen** sowie die **Summe der noch zu vergebenden Leistungen**. \\ \\ //Hinweis:// Bei auf mehrere Kostenstellen aufgeteilten Aufträgen ist bei Schlussrechnungen für jede Kostenstelle, die einer Auftragsposition zugewiesen wurde, auch eine Abrechnungsposition zu erstellen, selbst wenn deren Betrag 0 ist (vgl. [[rechnungen_mehrere_kostenstellen#schlussrechnung|Rechnungen auf mehrere Kostenstellen aufteilen, Schlussrechnung]]). \\ Die **Kostenfeststellung** im Sinne der **ÖNORM B 1801-1** liegt dann vor, wenn: * **Alle bestehenden Aufträge** mit einer **Schlussrechnung** versehen sind, die „**anerkannte Leistung**“ also unter Berücksichtigung der Vertragsbedingnisse (Einbehalte, Abzüge, Bauschadensrechnungen) mit den Werten der Zahlungen und Abrechnungen und der Prognose ident ist und * **Keine noch zu vergebenden Listungen bestehen**. ---- ===== Bandbreiten von Prognosen ===== Valerio bietet die Möglichkeit, bei der Erfassung von Beträgen immer auch das dazugehörige Risiko, also die mögliche Bandbreite, einzugeben, sodass bei der Berechnung von Prognosen auch eine exakte Berechnung der Bandbreite möglich ist. Wie Valerio diese Bandbreite errechnet wird an Hand von Beispielen im Kapitel [[bandbreiten-berechnungsmethodik|Arbeitsweise und Nachvollziehbarkeit der Berechnung der Bandbreiten von Prognosen]] erläutert.